Aus der Zeitschrift EinSicht Frühjahr 2003

Vor einem Jahr lasen wir den erfolgreichen Erfahrungsbericht unserer Kooperationsfreunde Andrea und Manfred Mayr aus Leonding/ Oberösterreich, als sie uns ihre Erlebnisse mit den Blattläusen, den Fichtenblattwespen, dem Hausgarten und dem Christbaumwald zur Verfügung stellten (Heft 1/2002). Nun hier ein weiterer Bericht dieser liebenswerten und zuverlässigen Bauersfamilie, die die Kooperation wirklich lebt:

Bericht über unsere Kooperation mit den PFLANZEN

Bei unserem zweiten Seminar in Steyrermühl Ende 2001 beschlossen wir auf unserem Steinkellnerfeld mit der auf diesem Feld bereits gesäten Wintergerste, sowie mit der Distel und dem Klettenlabkraut zu kooperieren.

Damals wurde unser Betrieb noch mit Spritzmitteln und Kunstdünger (also konventionell) geführt.

Was neu wurde: Außer der Saat fuhren wir mit keinem Traktor mehr in dieses Feld, also ohne Düngen und Spritzen. Die Gerste hatte einen guten Bestand, trotz einer "Krankheit" namens Gelbverzwergungsvirus, der in unserer Gegend in jenem Jahr stärker auftrat.

Andrea

Die Gerste und die Ackerdistel waren im Seminar meine Kooperationspartner. Nach dem Seminar waren es die beiden Pflanzen, die ich mit sehr viel Liebe in meinen Tagesablauf mit Gefühlen und Gedanken einbaute. Weiters informierte ich mich über beide Pflanzen. Beide kratzen, jucken oder haben Widerhaken. Wo bin ich kratzbürstig, wo hake ich mich fest, was verletze ich dabei? Die Distel ist ein Tiefwurzler - also Bodenbearbeitung ändern! Ich räumte mit meinen Gedanken und alten Standpunkten gründlich auf, gab jeder Pflanze dieselbe Wertigkeit und Achtsamkeit. Ich bat um Verständnis für unsere Art der Bewirtschaftung. Mit der Bitte an alle Naturgeister, Naturwesen und an Mutter Erde, uns auf diesem Weg zu unterstützen und zu begleiten, machte ich mich oft auf den Weg zu unserem Feld. Es war eine Freude, die Wachstumsstadien zu beobachten. Die Besuche bei unserem Feld stärkten mich körperlich und geistig. Es entstand eine Art Verbundenheit und Harmonie. Es war fantastisch, wie die Pflanzen reagierten: Im Feld war kaum eine Distel zu sehen, einige standen am Feldrand.

Die Gerste war dünn, aber gesund. Eine tolle Erfahrung auf unserem weiteren Weg in einen liebevollen Umgang mit unserer Natur.

Manfred

Mein Kooperationspartner zur Gerste war das Klettenlabkraut. Bei starkem Auftreten des Klettenlabkrautes ist es (lt. Wissenschaft und vorheriger Erfahrungen) möglich, dass die Gerste komplett überwuchert wird. Im Seminar beschäftigte ich mich intensiv mit der Gerste und dem Klettenlabkraut. Wir bezogen bei unserer Kooperation am Feld noch sämtliche Wildkräuter mit ein. Es wurde mir klar, dass auch die Wildpflanzen ihre Berechtigung haben und dass sie für den Boden zur Beschattung und Humusbildung wichtig sind. Bei unseren vielen Feldbesuchen bat ich alle Naturwesen, Tiere und Pflanzen um Verständnis für meine Bewirtschaftungsform. Auch ersuchte ich Gott und Mutter Erde, unser Feld zu beschützen und uns bei unserer Umstellung zu helfen. Mit Freude konnten wir die Harmonie zwischen Gerste und Wildpflanzen beobachten.

Es erfüllt mich mit Freude, nun endlich den richtigen Weg gefunden zu haben, wie wir in Zukunft unsere Landwirtschaft führen werden. Es wird auf unserem Betrieb keine chemischen Spritzmittel und Düngemittel mehr geben.

Der Erfolg auf diesem Feld ermuntert uns dazu, nun mit Kümmel und Wildkräutern am Steinkellnerfeld zu kooperieren.

Eine interessante Erfahrung für mich war, dass die Kooperation nur auf diesem Feld funktionierte. Auf einem Zuckerrübenfeld, mit dem ich ebenfalls versucht habe zu kooperieren, war kein Erfolg zu erkennen. Die wichtigste Erkenntnis aus diesem Versuch war, die Kooperation gelingt nur, wenn man mit allen Sinnen, Gedanken und dem Herzen dabei ist. Eine oberflächliche Kooperation ist zum Scheitern verurteilt. Aufs Feld stellen und sagen "ich kooperiere mit euch" ist zu wenig.

Liebe Andrea, lieber Manfred, wie euer Beispiel zeigt, haben die für Leben und Wachstum zuständigen Kooperationspartner Eure Ehrlichkeit und Euren Einsatz verstanden und anerkannt. Sie zeigen euch, wozu die Natur fähig ist und zukünftig noch fähig sein kann. Ich und wir wünschen euch noch einen reichen Erfahrungsschatz in Kooperation mit der Natur®

Andrea und Manfred haben uns zur Vervollständigung ihrer Berichte Pflanzenportraits der Kooperationspflanzen mitgeschickt.

Pflanzenportrait

Die Distel

(Korbblütler)

Die Ackerkratzdistel hat lange, jedoch sehr unterschiedliche, nahezu ganzrandig bis tief eingeschnittene grobzipfelige Blätter. Manchmal ist die Blattspreite flach, manchmal wellig verbogen, jedoch kaum stark gekraust. Es ist nur der Blattrand mit kurzen, stark kratzenden Stacheln besetzt.

Die Blattunterseite und die Blattrippen sind häufig wollig filzig bis drüsig , manchmal jedoch - wie sonst nur die Blattoberseite - spinnwebig filzig behaart bis kahl. Vor der Stängelausbildung finden wir keine an den Boden angedrückte Blattrosette, sondern nur einzeln aufsteigende Bodenblätter. Die Stängelblätter setzen sich selten und wenn nur schmal leistenförmig am Stängel fort.

Die kleinen Blütenköpfchen sind stumpfviolett. Eine Distel bildet ca. 40.000! Samen aus, diese sind im Wind ausdauernde Flieger. Die Vermehrung über die Wurzel kann ebenfalls sehr groß sein. (Anm. solange sie bekämpft wird)

Hauptblütezeit: Juli-September

Die Pflanze zeigt auf Bodenverdichtung, humus- oder regenwurmarmen Boden in den unteren Schichten.

Heilwirkung: Wurzel und junge Sprossen sind im Frühling ein wohlschmeckendes blutreinigendes Gemüse.

Mariendistelsamen: bei Leber- und Gallenleiden - Tee schluckweise.

Unterschenkelgeschwür, Krampfadern, bestreuen mit pulv . Samen oder Umschläge mit Pflanzensud.

Homöopathie: Gelbsucht, Leberschwellung, Blutungen, bitterer Mundgeruch und Hämorrhoiden.

Das Klettenlabkraut

(Krappgewächse)

Sehr ähnlich dem Moorlabkraut. Das Klettenlabkraut ist aber viel kräftiger. Die Blattspitze ist bei ihm jedoch abgerundet und auch der Mittelnerv auf der Blattunterseite gezähnt. Das Klettenlabkraut ist ein Spreizklimmer im Gebüsch. Es hat stachelborstige klebrige Blättchen und Klettfrüchte. Bei uns und in Frankreich wurden sie wegen der Färberröte angebaut.

Hauptblütezeit: Juni bis Oktober

Die Pflanze ist Lehm- und Stickstoffanzeiger.

Heilwirkung: Behandlung aller Hautausschläge wie Flechten, Ekzeme, Hautunreinheiten und bei Hautkrebs anzuwenden. Die zarten Blättchen sind eine Zutat zu einem wohlschmeckenden Salat. Aus dem Saft der frischen Pflanze und sofort ausgepresst kann mit frischer Butter vermengt eine Salbe hergestellt werden. Diese kann bei Hautpusteln, hartnäckigen Geschwüren, Hautausschlägen, eitrigen Fingernagelgeschwüren (alle 3 Std. erneuern) aufgetragen werden.

Tee: Mittel bei Magen- und Darmkatarrh.

Die Früchte wurden in früheren Zeiten als Labferment zur Käseerzeugung verwendet. Bei der bäuerlichen Bevölkerung Irlands werden die Samen noch heute als Kaffeeersatz verwendet.

Andrea und Manfred Mayr


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