Aus der Zeitschrift EinSicht Winter 2003

Warum hat der liebe Gott den Kühen Hörner wachsen lassen?

Und jetzt eine Frage an die ganze Menschheit, aber besonders an die Regierung und an die Bauern, die einen Laufstall für mindestens 70 Tiere bauen und meinen, sie könnten ihren Kühen bei lebendigem Leibe einfach die Hörner abschneiden, und den Kälbern die ersten Ansätze des kleinen Horns, dort wo das Gewebe so empfindlich ist, mit einem Gerät veröden. Die Tiere leiden unendliche Schmerzen.

Warum hat der liebe Gott den Kühen Hörner wachsen lassen? Viele Leser werden mit mir übereinstimmen, wenn ich behaupte, dass Kühe ohne Hörner traurig, dumm und unmöglich ausschauen. Der Hauptgrund, warum sie entfernt werden, ist die Verletzungsgefahr unter den Tieren selbst und für den, der mit den Tieren arbeiten muss. Der Umgang mit den Kühen verlangt sehr viel Aufmerksamkeit und Vorsicht. Da ist die Kooperation zwischen Mensch und Tier wieder gefragt.

Hörner sind wichtig für den Gleichgewichtssinn. Sie dienen als eine Art Antenne zum Universum und, wie einige Wissenschaftler inzwischen beweisen können, als wichtiges Organ für die Gesundheit der Tiere. Das Gehörn ist für die Lebenskräfte in der Milch wichtig, was Dr. med. vet. Wilhelm Höfer verdeutlicht hat, indem er die Milch von zwei Rindern, beide aus Biobetrieben, einfror und die Struktur der Kristalle untersucht hat. Die Milchkristalle der Kuh mit Hörnern zeigten ein schönes Gebilde, wohingegen bei der Milch der hornlosen Kuh eine zerfetzte, unschöne Struktur festgestellt wurde. Nun kann man sich die Auswirkungen vorstellen, wenn viele Bauern solche Milch an die Molkereien liefern. Wen wundert es dann noch, dass so viele Menschen keine Milch und Milchprodukte mehr vertragen. Ich bin der Meinung, wenn die Bauern so viel Milch produzieren, können sie irgendwann in ihrer Milch baden, weil immer mehr Menschen an Kuhmilchallergie leiden.

Die Fütterung mit Futtermischwägen hat sich auch nicht als besonders günstig erwiesen (außer dass die Milchproduktion zu steuern ist). Viele Tiere sind schon verendet, weil sie nicht artgerecht gefüttert wurden. Rohfaser also Heu, Krummet, und frisches Gras, sehen die wenigsten noch auf dem Futtertisch, da es Ganzjahressilage gibt. Sie bekommen alles schön vermischt als Mus serviert. Eine Kuh braucht Rohfaser keinen Brei aus Biertreben, Silo, Kartoffelbrei, Mais, Kraftfutter, und dergleichen. Die andersartigen Mägen der Rinder sind nicht für dieses Mischmasch ausgerichtet. Aber auch hier gilt, Hauptsache die Kühe geben viel Milch (Was machen die Bauern mit der Milch, wenn sie niemand mehr verträgt?).

Noch ein Wort zum Laufstall: Es ist unverantwortlich von der Regierung, solche Massentierhaltungen in unserer Zeit auch noch finanziell zu fördern. Die Bauern nehmen dankend an und merken oft gar nicht, dass sie ihr eigenes Grab schaufeln. Meist treiben diese Bauern die Tiere nicht mehr auf die Weide, weil es zu wenig Weideflächen gibt. Das ganze Gras wird zu Silage verarbeitet. Die Kühe erkranken oft schon nach kurzer Zeit an den Füßen, weil das Laufen auf den Spaltenböden im Laufstall für sie nicht gut ist. Als Begründung muss dann die artgerechte Haltung her.

Ist es artgerecht, den Kühen die Hörner abzuschneiden, sie falsch zu ernähren, nur weil man mehr Milchgeld auf dem Konto haben will? Und ist es artgerecht, dass der Kontakt zu den Tieren immer weniger wird, weil man bei so vielen sich gar nicht mehr um jedes einzelne kümmern kann? Und ist es auch artgerecht, Antibiotika zu füttern oder auf andere Art zu verabreichen, wo vielleicht mit homöopathischen Arzneimitteln oder guten alten Hausrezepten geholfen werden könnte?

Manche Krankheiten würden gar nicht auftreten, wenn die Tiere nicht in den Ställen gestapelt und gequetscht würden! Das Antibiotikum ist manchmal lebensnotwendig. Doch wenn man sich vorstellt, dass Antibiotika sogar im von der Kläranlage gereinigten Wasser noch nachweisbar sind und wieder in den Nahrungskreislauf kommen, dann braucht man sich nicht wundern, wenn Mensch und Tier irgendwann immun dagegen sind.

Manchmal kommt es mir vor, als wären die Bauern nur Roboter, die das aus-führen, was "die da oben" eingeben. Leute mit null Erfahrung in der Landwirtschaft meinen, nur weil sie Millionen von Euro Zuschuss für den Bau eines Laufstalls geben, dürften sie den Bauern vorschreiben, wie, wie groß und für wie viele Tiere mindestens gebaut werden muss. Die Bauern sind zwar selbständig, aber sie sind Sklaven der Regierung. Die kleinen Bauern mit wenig Grund, der noch dazu oft schwierig zu bearbeiten ist, mit einem kleinen Milchkontingent, mit einem Stall, der schon 150 oder 200 Jahre alt ist, die aber auf ihre Tiere schauen, haben hier oft keine Chance mehr. Da ist es schon verlockend einen neuen Stall zu bauen, auch wenn danach noch so viele Schulden und Probleme kommen. Ein neuer Laufstall ist keine Garantie für eine gute Gesundheit der Tiere, wenn so mit ihnen umgegangen wird. Sie werden regelrecht als Maschinen angesehen und behandelt, die möglichst viel Milch produzieren, wenig Arbeit machen und funktionieren, wie sich das die Besitzer vorstellen. Es gibt sogar Betriebe die dreimal am Tag die Kühe melken, damit die Milchproduktion immer wieder angeregt wird.

Aber sind wir wirklich die Besitzer oder ist uns eh nur alles geliehen? Wenn man sich von jemand anderen etwas ausleiht, zum Beispiel eine Bohrmaschine, sorgt man da nicht auch dafür, dass sie so zurückgegeben wird, wie man sie bekommen hat? Aber mit lebendigen Wesen können wir uns alles erlauben. Die können sich ja nicht wehren. Oder doch? Ich denke an Maul- und Klauenseuche, BSE, die Tiere werden nicht trächtig, die Gebärfähigkeit leidet, weil ihnen das "Hochgeschwanzte" weggezüchtet worden ist. Die Tiere müssen einen möglichst langen und geraden Rücken haben, einen guten Fleischansatz sollten sie haben, viel Milch sollen sie geben, das ist bei den Zuchtschauen sehr wichtig, das bestimmt den Preis und es scheint nicht wichtig zu sein, dass die Tiere leicht gebären können.(und dafür werden auch noch Preise verliehen!) Heute ist es so, dass die Bauern kleiner bis mittlerer Betriebe vor lauter Angst, nicht mehr existieren zu können, jeden Unsinn mitmachen, statt sich geschlossen gegen diese vernichtenden Beschlüsse zu wehren. (übrigens überträgt sich die Angst der Menschen auch auf die Tiere und damit durch das Essen von Fleisch wiederum auf die Menschen).

Wenn die Regierung die bestehenden Klein- und Mittelbetriebe finanziell unterstützen würde, um das Überleben der Bauernfamilien zu sichern, statt Millionen in sogenannte Tierfabriken zu stecken, dann würde sich das positiv auf die ganze Menschheit auswirken. Die Bauern müßten die Möglichkeit haben einen Stall zu bauen, wo die Tiere sich bewegen können, ihre Hörner behalten ,auf die Weide gehen können und das würde natürlich nur mit einer begrenzten Anzahl von Tieren gehen. Ich wünsche mir, dass die Verantwortlichen ihre Entscheidungen im und aus dem Herzen treffen, in dem Bewußtsein, dass die Zukunft ihrer Kinder und Kindeskinder auf dem Spiel steht und dass sie jeden Gedanken in Liebe denken und dementsprechend handeln würden.

Von unserem Mitglied Maria Magdalena Widmann
(Landwirtin aus Deutschland und Autorin vom Buch und Kartenset "Die goldenen Schlüssel zum Glück")


» Nächster Artikel

« zurück zum Inhaltsverzeichnis