Aus der Zeitschrift EinSicht Winter 2002

Gedanken zur Kooperation

Die materialistische, wissenschaftsgläubige Weltanschauung läßt nichts gelten, was nicht wägbar, messbar oder sonst wie erfassbar ist. Dass hinter jeder Materie erst das Geistige steht, dass sich die Materie erst aus dem Geist manifestiert, ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln.

Des Gärtners Kontakt zur Natur beschränkt sich im Allgemeinen auf die üblichen Kultur- und Pflegearbeiten, der Bodenbearbeitung und den Kampf gegen die "bösen Schädlinge". Viele Pflanzenfreunde lieben ihre Pflanzen ganz besonders. Sie widmen ihnen viel Zeit, investieren viel Geld und tun alles mit den herkömmlichen Kultur- und Pflegemaßnahmen, damit sich ihre Lieblinge wohlfühlen. Oft handelt es sich dabei um Sammlernaturen, die von einer Gattung möglichst viele Arten haben wollen, was durchaus legitim ist, zur Entstehung von großen Pflanzensammlungen, führte leider aber auch zur Ausrottung vieler Pflanzen.

Geht der Kontakt weit über das übliche Maß hinaus, und der Mensch fühlt sich in diesen Mikrokosmos ein, läßt die Pflanzen auf sich einwirken, dann handelt es sich um einen Sonderling oder, wie man so schön sagt, einen Spinner. Leute mit dem sprichwörtlichen "Grünen Finger" gehören dazu. Das macht aber nichts, solche Spinner hat es schon immer gegeben und oft sind ihre unorthodoxen Methoden mit der Zeit gesellschaftsfähig geworden und die Spinner haben auch noch, wie die Geschichte zeigt, den Nobelpreis erhalten.

Die herkömmliche Wissenschaft versucht das Phänomen des Kontaktes mit den Pflanzen so zu erklären, dass das beim Sprechen mit den Pflanzen ausgeatmete CO2 das Wachstum fördert. In dem Buch "Das geheime Leben der Pflanzen" von Tomkins und Bird werden zahlreiche Versuche angeführt, die beweisen, dass Pflanzen fühlende Wesenheiten sind, die auf Musik, auf Worte und auf Gedanken des Menschen reagieren. In deutschen Instituten wurden einige Versuche nachvollzogen, die jedoch nicht jene Ergebnisse, wie im Buch beschrieben, brachten, - sehr zur Freude der sachlichen Wissenschafter. Dabei wird aber übersehen, dass eine Komponente bei diesen Anordnungen bewußt nicht berücksichtigt wurde und das ist die geistige Einstellung. Denn: das geistige Wesen der Pflanzen nimmt sehr wohl wahr, wie der Hase läuft und reagiert dann entsprechend. Eine der ersten Dokumentationen über die Zusammenarbeit zwischen Mensch und den Naturreichen bieten jene Bücher, die über die Idee von Findhorn berichten. Hier entwickelte sich eine Gemeinschaft, die wegweisend für die Zukunft ist, in der Mensch und Natur in Einklang miteinander arbeiten. Seither erschien eine Fülle von Publikationen, welche dieses Thema behandeln. Als ich zum erstenmal von der "Kooperation mit der Natur" las, es war ein Artikel in der "Zeitenschrift" mit dem Titel "Heute schon eine Schnecke geküßt?", war mir eigentlich sofort klar, dass dies jene Methode für das 3. Jahrtausend ist.

Ich nahm Kontakt mit Eike Braunroth auf und bald machte ich das erste Seminar, es war zu Pfingsten 1999 In diese Zeit fiel auch mein Geburtstag - ausgerechnet am Pfingstsonntag. Bedingt dadurch, dass ich beruflich immer schon mit Pflanzen zu tun hatte und durch die Beschäftigung mit der Wirklichkeit hinter den sichtbaren Dingen, meine Erfahrungen mit Findhorn usw. kristallisierte sich immer mehr heraus, dass das mein Weg ist, den ich künftig gehen werde.

Die Anwendung der Kooperation mit der Natur® ist auch ein Prozeß der Bewusstseinsbildung, denn es dauert seine Zeit, die als grauslich verschrienen Schnecken als Mitgeschöpfe zu achten, ihre Bedürfnisse zu erkennen und dann noch zu lieben. Aber es geht, wenn man will, und die Erfahrungen deren ich noch viele zu machen habe, werden immer schöner.

Die ersten Erfolge der Kooperation waren, wie bei vielen anderen eben mit den Schnecken und anderem Kleingetier. Mit den pflanzlichen Wesen (Schachtelhalm) hat es noch nicht so geklappt, aber wir haben uns geeinigt, dass ich ihn dort, wo er zu sehr stört, entferne. An den anderen Stellen darf er nach Belieben wachsen.

Obwohl ich mit jener anderen Wirklichkeit -den Pflanzendevas - keinen direkten Kontakt habe, ist mir deren Existenz völlig klar und bewußt. Bei Diskussionen mit Skeptikern und Leuten, die nur glauben was sie sehen, bringe ich gerne das Höhlengleichnis des griechischen Philosophen Plato, das genau jenes Bild wiedergibt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.

In einer Höhle leben Wesen, in die nur etwas Licht fällt und die Wesen sehen nur ihre Schatten an den Höhlenwänden. So ist es schon immer gewesen und kein Wesen regt sich darüber auf. So ist es und so bleibt es für alle Zeit. Doch eines Tages macht sich ein Wesen auf, verläßt die Höhle und sieht zum ersten Mal die Welt draußen, den Himmel, die Bäume, die Flüsse die Sonne und alles andere. Nachdem es sich vom Staunen erholt hat, kehrt es zurück in die Höhle und erzählt den anderen Wesen von der anderen Wirklichkeit. Doch sie glauben ihm nicht und nennen es einen Lügner, Phantasten und Spinner. Das Wesen aber beharrt auf seiner Darstellung und wird schließlich von den anderen Wesen getötet, denn es kann nicht sein was nicht sein darf. In diesem Sinne bin ich gerne ein "Spinner" und Phantast, in der Hoffnung, dass den anderen die Augen aufgehen mögen.

Nach dem zweiten Seminar zu Pfingsten 2001 hatte ich dann ein Erfolgserlebnis der Spitzenklasse mit dem Kirschbaum. Nachdem die Jahre zuvor die Amseln, Meisen und andere gefiederte Freunde die Kirschen noch vor der Reife bis auf eine Handvoll dezimiert hatten, schloß ich einen Vertrag mit Ihnen und erfüllte alle meine Zusagen. Nun stellte sich ein fulminanter Erfolg ein. Am 26. Juni, ein Samstag, war Zeit zum Ernten. Es waren noch immer alle Kirschen auf dem Baum, viele Früchte waren zwar durch den vielen Regen während der Wachstumszeit aufgesprungen, aber nur ganz wenige angepickt, und das von früher. Nun konnte ich über 6 kg ernten (es ist ein kleiner Baum!). Ich habe zuvor eine Amsel am Baum beobachtet als die Kirschen oben hingen, sie flog auf einen der oberen Äste, deren Früchte ich ihnen ja geschenkt hatte,- einige Male drehte sie den Kopf hin und her, so als ob sie überlegen würde, soll ich oder soll ich nicht? Dann flog sie wieder weiter, ohne auch nur eine Frucht anzurühren. Nach der Ernte gab ich den Baum frei und am Dienstag darauf waren alle Kirschen verschwunden.

Es ist klar, dass sich die Methode der Kooperation mit der Natur® nicht von heute auf morgen durchsetzen wird. Gut' Ding braucht immer Weile. Sie wird stetig wachsen und immer mehr Anwender finden. Nach dem Grundsatz, dass nichts so stark ist wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist, ist es durchaus möglich und sogar wahrscheinlich, dass diese Methode auch in anderen Ländern von entsprechenden Menschen "entdeckt" wird und den Weg zur breiteren Anwendung findet. Bekannt sind vielleicht auch die Bücher von Michael J. Roads, "Im Reiche des Pan" und "Mit der Natur reden", in denen ebenfalls von Kontakten mit den Naturwesen im Sinne einer Zusammenarbeit berichtet wird. Die Zahl der Bücher über dieses Thema wächst ständig an. Hervorheben möchte ich noch die Bücher des Ethnobotanikers Wolf Dieter Storl, dessen letztes "Pflanzendevas - die geistig-seelischen Dimensionen der Pflanzen" eines der Besten darstellt und viel zum Verständnis der Materie beiträgt.

Nun soll man das Kind nicht mit dem Bad ausschütten und denken, dass mit der Kooperation alle Probleme gelöst sind und man für nichts mehr sorgen muss. Man hat die Voraussetzung für ein gesundes Pflanzenwachstum und somit für Pflanzengesundheit zu schaffen, die da sind: ein gesunder Boden, eine ausgewogene Ernährung und das Optimum der verschiedenen Wachstumsfaktoren Sind diese erfüllt, so wird die Pflanze von sich aus gesund und kräftig sein und bedarf nicht der Einwirkung jener Regulatoren, die wir als Schädlinge bezeichnen. Jene Probleme, die mit lebenden Organismen verbunden sind, können mit Hilfe der Kooperation gelöst werden.

Ich bin gegen Verniedlichungen aller Art und für eine gleichberechtigte Partnerschaft, das heißt, dass jeder Teil seine Ansprüche geltend macht und dass klare Grenzen gezogen werden. So will ich in meinem Garten Bereiche, die gepflegt wirken sollen, d.h. dass in der Staudenrabatte keine Brennnessel und andere unpassende Beikräuter sind. Die haben ihren Platz woanders. In anderen Bereichen darf bunte Vielfalt herrschen. Diesen meinen Wunsch teile ich auch den Naturwesen mit. Sie wissen Bescheid. Nun ist mein Garten kein steriler, pflegeleichter, sondern ein sehr vielfältiger und arbeitsintensiver, aber die Arbeit darin macht viel Freude. Sicher ist, dass die Methode der Kooperation mit der Natur® wie sie Eike Braunroth entwickelt hat, einen Meilenstein in unserer Beziehung zu den Naturreichen darstellt.

Würden sich die Mächtigen dieses Planeten etwas mehr mit der Natur beschäftigen, fallweise einen Garten bearbeiten und so zur Ruhe kommen, dann sähe unsere Erde anders aus. Aber Hoffnung geben viele Vorhersagen für das kommende Zeitalter, welches eines des Geistes und der Verbundenheit mit der Natur werden soll.

In dem beigefügten Schema habe ich versucht darzustellen, wie sich Land- und Gartenbau bisher entwickelt haben, und dass die Methode der Kooperation mit der Natur® den vorläufigen Höhepunkt darstellt. Vorläufig deshalb, weil ich nicht weiß, wie es sich weiter entwickeln wird.

Siegfried Schmid


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