Aus der Zeitschrift EinSicht Sommer 2007

Zu Ehren von Blattläusen und Rosen

von Eike Braunroth

Einfall

Die edle Pflanze, die Rose und das gemeine Tier, die Blattlaus in einem Atemzug zu nennen, kann wahrlich nur Eike Braunroth einfallen! Die Unfähigkeit jemandem die Ehre zu geben, beruht auf einer inneren meist unbewussten und nicht verstandenen Angst. Daher beschäftigt sich dieser Artikel auch mit dieser.

Beeinflussung?

Beeinflussungen von außen sind ständig gegenwärtig. Ich brauche sie nicht namentlich zu nennen. Wenn ich morgens aufstehe, gibt es keinen Wellenempfänger, der mein tägliches Tun stört. Wenn ich. im Garten bin, gibt es ebenfalls keinen Empfänger, der mein Tun ablenkt. Wenn ich - wie hier am Computer sitze - gibt es daneben keine Anbindung an das Weltnetz (Internet), die meine Gedanken in eine von mir nicht erwünschte Richtung ablenkt. Wenn ich am Vormittag auf der Terrasse das Geschirr gespült habe und kurz raste, gibt es kein gedrucktes Tagesblatt. das meine Energie binden will und wenn ich schließlich am Abend müde beglückt und erfüllt zu Bett gehen möchte, gibt es nirgendwo noch Nachrichten oder einen Film, den ich ansehen sollte.Ich fühle mich frei mit dem was ich bin, mit den Gedanken, mit den Gefühlen, mit den Plänen, mit den Handlungen, mit den Telefonanrufen, mit den Lernschritten, mit den Lernaufgaben, usw. ich entkomme mir nicht und ich habe mit mir genug zu tun - woher sollte ich die Zeit nehmen für Radio, Fernsehen, Internet, Zeitung?

Ich lasse die äußerlichen Formen von Beeinflussung einfach an mir vorbeiziehen. Sie betreffen mich nicht - nicht mein wahres Wesen und was ich erfahren soll, erfahre ich auf andere Weise. Dadurch spüre ich immer mehr, wie ich angeschlossen bin an ein übergeordnetes Wissen, das auf dem Wege der Intuition in mein Bewusstsein kommt.

Wem gehört Ehre?

Würde es dem nicht kooperativen Rosenliebhaber oder gar Rosenanbauer einfallen, in übertragenem Sinne Blattläuse mit derselben Ehrung zu beglücken wie "ihre" geliebten Rosen? Ist es nicht so, dass in erster Linie die Menschen geehrt werden, wenn "seine" Rosen geehrt werden. Rosen sind nicht glücklicher als von Natur aus glücklich, ob der Mensch sie ehrt oder nicht ehrt - sowohl im Garten als auch auf Ausstellungen. Auch Blattläuse sind nicht trauriger als von Natur aus, ob der Mensch sie nur verachtet oder bekämpft oder achtet.
Schon allein dieses Beispiel zeigt, wie unabhängig Rosen und Blattläuse vom Menschen in Wirklichkeit sind.

In Wirklichkeit tut der Mensch sich selbst einen Dienst, wenn er Blattläuse und Rosen in gleicher Weise - also unterschiedslos - ehrt! Also tut der Mensch sich selber einen Dienst. Es zeigt nämlich, dass er damit über das eigene Wesen Bescheid weiß. Das macht ihn unabhängig von außen. Wer aber darüber Bescheid weiß, wird sich niemals ehren wollen.

Wann will der Mensch Ehre?

Auf diese kurze Frage, eine kurze Antwort: Solange der Mensch der Meinung ist, dass ihm die Verfügungsberechtigung über Rosen und Blattläuse gehört, wird er die Ehre an seinem Tun und dessen Ergebnissen für sich beanspruchen wollen, sowohl bei Bekämpfungsmethoden als auch bei Schutzmethoden. Blattläuse wird der noch nicht kooperative Mensch schwerlich ehren wollen, weil er einiges missverstanden hat oder gutgläubig einem Irrtum, also einer Irrmeinung, anhängt.

Wer ist wessen Untertan bzw. Herr?

Ist es das wie auch immer übersetzte und verstandene Wort der Bibel "machet euch die Erde untertan"? Ist es Unfähigkeit zu teilen? Ist es der Zeiger dafür, nicht zu wissen, worum es in der Natur und in den Kulturen in Wirklichkeit geht? Sind es gar materielle Gründe, die angeführt werden? Ist es Angst? Eine sehr bekannte deutsche Forscherin der Jetztzeit hat mir gegenüber den Standpunkt vertreten, wenn Tiere wie Blattläuse und andere in der Landwirtschaft nicht bekämpft oder getötet würden, müssten die Anbauenden verhungern. Wie deutlich wird hier, dass die Grundlage der Bekämpfung die Angst ist. Angst, etwas genommen zu bekommen, was anscheinend nur durch Kampf gesichert werden könnte. Ich habe in der Kindheit und im ganzen Leben am eigenen Leib erfahren dürfen, dass durch Kampf und Krieg (auch gegen die Natur) nur Leid hervorgerufen wird. Durch jene Erfahrungen geprägt, musste es mein Anteil am Leben werden, die Kooperation mit der Natur® zu entwickeln! Mein ganzes Leben lang bin ich dabei, mit dem Thema Angst umzugehen. Daher kann die Angst des Anbauenden hier nicht vertieft werden. Das ist nur in Verbindung mit einer tief gehenden Untersuchung möglich, wie es die Grundkurse anbieten.

Besitz oder Eigentum

Nichts und niemand ist in der Natur dem Menschen zum "Besitz" oder "Eigentum" übergeben worden. Weder Rosen noch Blattläuse sind persönlicher Besitz oder Eigentum von Menschen. Sie sind Eigentum zumindest von Schwester Erde, wenn wir überhaupt das Wort "Eigentum" in diesem Zusammenhang nennen können. Aber wem gehören sie in Wirklichkeit? In erster Linie der Natur, von der Schwester Erde Teil ist, von der auch der Mensch Teil ist. Dann gehören sie sich selbst, da sie die Aufgabe haben, sich weiter zu entwickeln. Dann - ich erwähnte es vorher - der Mensch ist Teil der Natur. Aber auf welche Weise können Blattläuse und Rosen den Menschen gehören? Sie können es nur in dem Maße, wie der Mensch seinen Herrschaftsanspruch einstellt und sich zu Gunsten des Dienens den Blattläusen und Rosen hingibt.

Herr oder Diener!

Soweit der Mensch zum Dienen bereit ist, wird sein Tun und Trachten nicht dem Eigennutz und Eigensinn, sondern dem Gemeinnutz und Gemeinsinn eingeordnet werden. Auf dieser Wesensstufe ist der Gedanke an einen "Besitz" nicht mehr zwanghaft. Denn Besitz ist vorübergehend. Er kann niemals vererbt werden.
Es ist gar der Sinn des Lebens zu dienen! Und dienen bedeutet hier bei Blattläusen und Rosen, sich über alles wertfrei zu erheben. alles verstehen, alles begreifen, alles verzeihen, alles fördern, alles unterstützen, alles so leicht machen wie man es gerne für sich hätte - das ist so wie ich es verstehe. die Goldene Regel!
Der österreichische Forscher Konrad Lorenz untersuchte im Almtal (dort wo Susanne Loibl als geistige Erbin von K. Lorenz das erste Seminar in Österreich organisierte und den ersten Arbeitskreis überhaupt begründete) die Prägefähigkeit von Vögeln. Kürzlich hörte ich von einem Film. in dem die Reisen der Zugvögel per Filmkamera festgehalten wurden. Diese Forscher sind uns auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Untersuchung Partner geworden.
Es ist dieselbe Wahrheit, dass nicht nur Vögel. sondern auch Rosen und Blattläuse mit einem Gedächtnis ausgestattet sind, mit einem Erinnerungsvermögen, das sie an den ihnen mit Wohltaten dienenden Menschen prägend bindet. Sie neigen sich ihm liebevoll zu oder binden sich an ihn, weil er sie bekämpft, wenn der Mensch in irgendeiner Weise aus Angst etwas übertrieben hat.
Es liegt also an uns Menschen. Machen wir uns im 3. Jahrtausend endlich zu Partnern der Blattläuse und Rosen.

 


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