Aus der Zeitschrift EinSicht Winter 2012

Tiererfahrungen im
Zaubergarten

Von D. R

Schon ein paar Tage liegt diese wunderschöne Geschichte hier und wartet darauf, weitergereicht zu werden.
 
Auf den beiden beigefügten Fotos sind unsere jüngsten Hausmitbewohner zu sehen.
Am Sonntag vor einer Woche hatten wir einen richtig langen Gartenbeobachtungstag

Wir waren zuerst unsere Kaninchen und die Meerschweinchen mit ihrem Nachwuchs füttern.
Es macht viel Freude so einer Tierfamilie zuzu-sehen. Auf Dauer wollen wir das aber nicht mehr haben, auch wenn es ihnen noch so gut geht - bleibt es doch immer beim "Eingesperrtsein". Und damit können wir uns nicht mehr so richtig anfreunden. Aber sie sind jetzt erst mal Teil unseres Lebens und des Zaubergartens.
Richtig spannend wurde es dann aber als ich entdeckte, dass unsere roten Waldameisen vor dem Holzschuppen ihre Straße geändert hatten.


Diese ging genau quer über einen unserer Gartenwege. Damit wir sie nicht immer wieder mit unseren Füßen stören, haben wir eine Brücke aus Brettern gebaut. Die Ameisen gehen unten und  die Menschen oben.

Aber heute laufen sie den Weg der Menschen und in eine ganze andere Richtung als bisher. Sie tragen sogar einige ihrer Puppen mit.
Aufmerksam folge ich ihrem Weg und kann das Ziel finden: Ein Holzstamm, der als Beetabgrenzung dient. In einen abgesägten Aststubben - zwischen Holz und Rinde werden die Puppen getragen. Das ist ein Gewusel!
 Sie haben ca. 1qm in "Besitz" genommen. Die kleinen schwarzen Ameisen, die dort ihr Zuhause hatten, werden von den großen weggezerrt.

Wir gehen nochmals zurück zum alten Nest und können zusehen, wie die Puppen nach oben gebracht werden. Es erinnert an einen Fahrstuhl - so einen alten offenen Paternoster. Für uns sieht das nach einem Umzug eines Ameisenstaates aus. Warum sie umziehen, konnten wir nicht herausfinden

Beim weiteren Rundgang durch den Garten entdecken wir ein Amselnest. Es hängt irgendwie schräg am Hopfen, der lose im Wind von einer kleinen Robinie flattert. Das Nest war uns vorher noch nicht aufgefallen – es hing sicher etwas höher und ist erst durch das Herunterfallen auf Augenhöhe gekommen.
Wir beobachten es aus einiger Entfernung ein ganze Weile. Nichts rührt sich - keine Bewegung und kein Piepser im Nest - aber auch keine Amsel zu sehen. Wir beschließen sie allein zu lassen, um nicht zu stören.
Als wir am Montagmorgen nachschauen, sieht alles unverändert aus.
Wir warten wieder eine Weile - keine Amselmama kommt, um die Kleinen zu wärmen.
Wir wagen uns näher heran - es sind zwei kleine Vögelchen im Nest, wovon das eine schon fast leblos erscheint.
Kurz entschlossen nehmen wir die beiden mit dem Nest mit ins Haus.

 
 Nun bin ich seit einer Woche Vogelmama. Sie haben nach einigem Zögern das Futter angenommen und am Nachmittag kamen auch die ersten Piepser aus dem Nest.

Inzwischen haben sie schon richtige Federn und flattern auch schon herum. Ich danke allen Naturwesen im Zaubergarten, die mich unterstützen und mir helfen, die Kleinen großzuziehen.


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