Aus der Zeitschrift EinSicht Frühjahr 2015

Ein Blick auf das Wesentliche (Teil 1)
Eike
..In einer tiefen inneren Beschäftigung lernt der Mensch, dieses Mitschwingen zu erkennen, zu ordnen, anzunehmen und in das eigene Leben hineinzunehmen. Dadurch erscheinen Situationen nicht mehr als Feind, sondern – richtig verstanden – als Freund.

Der Begriff des Mitschwingens an einem konkreten Beispiel: In fahre im Auto. Alles ist gut verstaut. Auf einmal beginnt ein Gepäckstück zu vibrieren, d.h. es schwingt mit.

Es gibt auch unter Menschen eine Resonanz, ein Mitschwingen. Dies geschieht, wenn im einen Menschen innen etwas angestoßen wird, das in Schwingung gerät. Das kann ein Ereignis, eine Nachricht oder ein Erlebnis sein. Das kann eine äußere Erscheinung, eine Stimme, ein Körperteil sein – z.B. die Farbe der Augen, die Größe der Hände, die Stimmlage, die Art sich zu bewegen, usw. Alles kann zu einer Mitschwingung führen.

Wem eine plötzliche Nachricht keine Tränen erzeugt, der hat den Inhalt in sich zum Freund gemacht. Er ruht in sich, indem er schon vorher seine Trauer verdaut hat. Ich meine hiermit nicht jemanden, der in sich so ausgekühlt ist, dass ihn nichts mehr erschüttern kann.

Im Umkehrschluss ist es so, wenn jemanden eine Nachricht unvorbereitet trifft, kann sie plötzliche Gefühlsregungen und Handlungen auslösen, von denen häufig in Nachrichten zu lesen oder zu hören ist. Es heißt dann: Er war außer sich. Das stimmt. Er war zumindest  nicht in sich geborgen, sondern von außen bestimmt.

Fällt ein Mitschwingen plötzlich vom Himmel? Das ist nicht der Fall. Für ein Mitschwingen bedarf es einer Bereitschaft. Jemand, der sich nicht kennt, wird Opfer seines Mitschwingens. Jemand, der sich kennt, wird nicht Opfer, sondern gestaltet bewusst ein Mitschwingen bzw. ein Nichtmitschwingen. Das bewusste Gestalten der persönlichen Schwingungen hilft Schmerz und Leid vermeiden.

Es ist wichtig zu wissen, wann wird ein Mitschwingen ausgelöst? Es wird stets durch einen unterbewussten Mangel ausgelöst. Ein Mangel ist stets eine Form mangelnder Selbstliebe. Die mangelnde Selbstliebe löst eine Schwingung in eine bestimmte Richtung aus. Der Mensch mit mangelnder Selbstliebe schwingt in die Richtung eines Menschen, von dem er sich Liebe erhofft. Jemand soll ihm die Liebe geben, zu der er selbst nicht in der Lage sich zu geben ist.

Die Schwingung geht auf die Suche. Sie hängt – so wie ich es oft ausdrücke „ihr Fähnchen heraus“ – um jemanden zu finden, der das Fähnchen sieht. Derjenige, der das Fähnchen sieht, hat ebenfalls eines herausgehängt. Finden sich die beiden, so passen die beiden Fähnchen perfekt zueinander. Kurz gesagt: Sender und Empfänger schwingen gleich. Im Volksmund heißt es dann: „Sie haben sich verliebt.“

Jemand der sagt: „Ich habe mich verliebt“, sollte wahrheitsgemäß sagen. „Ich habe jemanden gefunden, der wie ich den gleichen Mangel hat. Unsere beiden halben Mängel nehmen wir zusammen und bilden ein Ganzes“.

Wer ist anderer Meinung, wenn ich sage:
½ Mangel + ½ Mangel = 1 Mangel.
Obwohl die beiden – weil sie blind sind, denn anfängliche Liebe macht blind – meinen bei ihnen wäre es so:
½ Mangel + ½ Mangel = 1 Liebe.

(wird fortgesetzt)

 


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